Die Sorben in Deutschland
Serby / Serbja / Sorben
Die Sorben sind das kleinste slawische Volk – sie zählen etwa 60 000. Ihre Vorfahren sind slawische Stämme, die im Zuge der Völkerwanderung vor mehr als 1400 Jahren das Land zwischen Oder und Elbe/Saale, zwischen Ostsee und den deutschen Mittelgebirgen besiedelten. Nach dem Verlust der politischen Selbstständigkeit im 10. Jahrhundert verringerte sich das Siedlungsgebiet der Sorben durch Assimilation und durch eine zielgerichtete Germanisierung. Lediglich den Nachkommen der oberlausitzischen Milzener und der niederlausitzischen Lusizer ist es gelungen, ihre Sprache und Kultur bis in die Gegenwart zu erhalten. Die Sorben/Wenden sind eine der vier autochthonen Minderheiten in Deuschland.
Serbska rěc / Die sorbische Sprache
Die sorbische/wendische Sprache gehört zu den Westslawischen Sprachen und hat sich einige Besonderheiten des Altslawischen bewahrt. Nach der Reformation entstanden mehrere schriftsprachliche Formen des Sorbischen auf unterschiedlicher dialektaler Basis. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts konnten sich davon endgültig zwei Sprachen durchsetzen: Die obersorbische Schriftsprache auf der Grundlage des um Bautzen gesprochenen Dialekts als verbindliche Norm im sorbischsprachigen öffentlichen Verkehr in der Oberlausitz und das Niedersorbische auf der Basis des Cottbuser Dialekts in der Niederlausitz.
Im Grenzgebiet des Ober- und Niedersorbischen sind Übergangsdialekte entstanden, die Elemente beider sorbischer Sprachen in sich vereinen. mehr zur sorbischen Sprache
Serbska kultura – Die sorbische Kultur
begann sich in der Mitte des 19. Jahrhunderts als bürgerliche Kultur zu entfalten. Durch die Jungsorbische Bewegung kam ein eigenständiges Nationalbewusstsein zum Durchbruch, die sorbische nationale Wiedergeburt. Wie kaum ein anderes Volk vergleichbarer Größe vollbrachten die Sorben beachtliche Leistungen in Kunst, Kultur und Wissenschaft.
Narodna drasta / Die sorbische Tracht
Das Trachtengebiet in der sorbischen Lausitz ist eines der größten in Deutschland.
Von den ehemals elf regionalen Formen sind heute noch vier lebendig: im Norden bei Cottbus, im mittleren Teil der Lausitz um Hoyerswerda und Schleife und im Süden in den katholischen Dörfern westlich von Bautzen.
Für wenige ältere Frauen (etwa 400 im Jahr 2008 – inzwischen dürften es leider viel weniger sein) ist die Tracht heute noch Alltagskleidung, für viele jüngere Frauen und Mädchen ist sie aber vor allem Festkleidung und sichtbarer Ausdruck ihrer Identität, z. B. zu religiösen Festen. Nach der politischen Wende erlebten die Trachten der Sorben in der Lausitz eine Art Renaissance. Es entstanden vielerorts Heimat- und Trachtenvereine. mehr zu sorbischen Trachten
Serbske nałogi / Serbske nałožki – Die sorbischen Bräuche & Traditionen
Die sorbischen Bräuche sind wie viele slawische Bräuche heidnischen Ursprungs und werden in abgewandelter Form noch heute von den Sorben mit großer Beliebtheit gepflegt, wobei es territoriale Unterschiede gibt. Viele Sitten und Bräuche gruppieren sich um christliche Hauptfeste (zu Weihnachten und Ostern) oder ordnen sich in den Ablauf des bäuerlichen Arbeitsjahres ein. Weit verbreitet sind Winter- und Frühlingsbräuche wie die Vogelhochzeit, wendische Fastnacht, Osterfeuer und Hexenbrennen, Maibaumaufstellen und -werfen oder Erntebräuche wie das Hahnrupfen, Hahnschlagen, Stoppelreiten und Kranzstechen.
Zu diesen Anlässen tragen die jungen Mädchen oftmals ihre Festtracht. mehr zu sorbischen Bräuchen
Die Broschüre „Sorbische Bräuche im Jahreskreis“ können Sie hier als Pdf downloaden.
Quelle: „Die Sorben in Deutschland“, herausgegeben von der Stiftung für das sorbische Volk, 1999